Das heutige Rathaus ist das sechste in
der mehr als
tausendjährigen Geschichte Hamburgs und seit Dienstag, den 26.Oktober des Jahres 1897
Sitz von Senat und Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg.
Der von 1886-97 errichtete Bau ist ein Gemeinschaftswerk der "Sieben
Meister".
Das Rathaus wurde auf dem heutigen Hopfenmarkt (Ecke Kleiner Burstah) erbaut und ist vermutlich der älteste Rathausbau ("domus consulum in nova civitate"). Der zur Stadtgründung um 1189 entstandene Steinbau diente nach seiner ursprünglichen Funktion als Getreidelager, Weinkeller und Hopfenmagazin. 1280 wird es als "use olde raadhus" erwähnt. Seit dem 14 Jh. wird das Gebäude nicht mehr erwähnt.
Das vermutlich zweite Rathaus wurde in der erbischöflichen Altstadt gebaut, am Nordrand des alten Fischmarktes. Von keinem dieser beiden Gebäude gibt es Abbildungen oder Beschreibungen.
1216 vereinigte sich die bischöfliche Altstadt mit der gräflichen
Neustadt. Das dritte Rathaus wurde daraufhin Ecke Dornbusch (nahe der
Trostbrücke?) und kleine Johannisstraße gebaut. Dieser Platz entspricht in etwa
dem Ort, wo sich die Wallanlagen beider Orte berührten. Der Neubau hatte einen
Grundriss von 26x18m und war über einen Laubengang zu erreichen. 1265
wird es als "domus consulum" und "capitolium" bezeichnet.
1284 wütete ein großes Feuer in der Stadt, dem vermutlich auch das dritte
Rathaus zum Opfer fiel. Der bereits 1270 erwähnte Ratsweinkeller blieb
erhalten und wurde in dieser Funktion noch bis 1842 genutzt. Das Haus war
auch als Eimbecksches Haus bekannt, da in diesem Haus der einzig konzessionierte
Ausschank des Einbecker Bieres stattfand.
Ende des 13. Jh. wurde am Neß, dort wo heute das Gebäude der
patriotischen Gesellschaft steht (Ecke Börsen- und
Trostbrücke), ein größeres Rathausgebäude
gebaut. Das Gebäude am Nikolaifleet maß in der Breite 26m, in der Tiefe 17m und war bis zur
höchsten Spitze 20m hoch.
Das Gebäude wurde mehrfach umgebaut und zu einer Gebäudegruppe erweitert. 1558 wurde z.B. ein neues Gericht angebaut.
Gut 500 Jahre erfüllte das Rathaus seinen Zweck, bis es letztendlich in der
Nacht zum 5.-6.Mai 1842 gesprengt werden musste, da es vom Feuer des
großen Brandes erfasst wurde.
Das verbleibende Grundstück wurde der "Patriotischen Gesellschaft von 1765"
überlassen, dass hier das "Haus der Patriotischen Gesellschaft" baute.
Nach der Sprengung des Rathauses an der Trostbrücke diente das Waisenhaus in der Admiralitätsstraße als Rathausersatz in der sich die Erbgesessene Bürgerschaft versammelte.
Von 1848-50 tagte in dem Haus der Patriotischen Gesellschaft die Constituante und von 1859-97 die Bürgerschaft (Parlament). Die Bauinschrift des "Alten Rathauses" und die des Neubaus blieb am Gang zum Kellerlokal erhalten.
Unmittelbar nach dem Großen Brand von 1842 begann die Planung des Wiederaufbaus.
Bereits wenige Tage nach Ende des Großen Brandes wurde nach Plänen von William
Lindley mit dem Wiederaufbau der zerstörten Innenstadtbereiche begonnen. Nur
Planung und Bau des neuen Rathauses schleppte sich dahin. Dies lag Anfangs
sowohl an
der großen Anzahl der in den Entscheidungsprozess involvierten Personen, als
auch in der Tatsache, dass der Wiederaufbau von Stadt und Kirche Vorrang hatte.
Der erste Plan stammte von W. Lindley, der jedoch aus technischen Gründen
verworfen wurde. Den zweiten Entwurf, in Anlehnung an den Markusplatz, legte
Alexis de Chateauneuf vor.
1848 hatte die Revolution und ihre Folgen Vorrang.
1854 entschließt sich der Senat einen internationalen Wettbewerb
auszuschreiben in dessen Verlauf 43 Entwürfe eingereicht wurden, aus dem der
englische Architekt Gilbert Scott mit seinem Entwurf als Sieger hervorging.
1857 sorgte eine Wirtschaftskrise für eine Planungspause.
1873 stritt die Kommission über die Notwendigkeit eines Neubaus.
1876 wurde erneut ein Wettbewerb ausgeschrieben. Unter den 126 Entwürfen
ging das Architektenbüro Mylius & Bluntschli mit seinem Entwurf als Sieger
hervor. Zur Ausführung sollte es jedoch nicht kommen.
1880 gründet Martin Haller als erster Vorsitzender und federführendes
Mitglied den "Rathausbaumeisterbund", der
sich aus mehreren Architekturbüros zusammenschloss. Die Sieben Meister (J. Grotjahn, M. Haller, B. Hanssen, W. Hauers, E. Meerwein, H. Stammann und G.
Zinnow) beginnen nach Plänen von M. Haller mit einer konkreten
Aufgabenumsetzung.
Grundsteinlegung am 6.Mai 1886.
1889 wochenlange Bauunterbrechung wegen eines Bauarbeiterstreiks.
6.Mai 1892 Richtfest.
1892 bricht die Cholera-Epidemie aus. Im Zeitraum eines Jahres gehen die
Arbeiten nur schleppend voran.
April 1896 Einweihung des Ratsweinkellers.
26.Oktober 1897 wird das Rathaus feierlich seiner Bestimmung übergegeben.
Als Vorsitzender der Rathausbaumeisterkommission übergibt Dr. Lehmann den Schlüssel
zum Rathaus an den Bürgermeister Dr. Versmann. Der Senat zieht in das Rathaus
ein.
5,6 Millionen Mark wurden für den Bau bewilligt. Bis zum
Bauabschluss haben sich die Kosten annähernd verdoppelt. Diese
Kostenexplosion begründete sich überwiegend durch den Zollanschluss, aufgrund
dessen die Preise in der Bauwirtschaft um ca. 30% stiegen.
Während der Bauarbeiten stieß man auf die Reste einer mittelalterlichen
Befestigung, vermutl. der Alsterburg.